Erste virtuelle Tagung des Kulturamts
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Eigentlich hätte die in Kooperation von Kulturamt Pforzheim und Landesverband für Museumspädagogik in der Reihe „Einblicke“ veranstaltete Tagung zum Projekt „Reuchlin digital“ am 20. April in Pforzheim stattfinden sollen. „Reuchlin digital“ entwickelt für Schulklassen der Sekundarstufe I und II neue, aktiv-produktive mediale Zugänge zum Museum Johannes Reuchlin. Ziel der Tagung war es, die Transferpotenziale des vom Innovationsfonds des Landes Baden-Württemberg und der Arbeitsstelle für literarische Museen geförderte Modellprojekts zu ermitteln und für andere Museen aus Baden-Württemberg fruchtbar zu machen. Doch dann kam Corona und die Tagung sollte eigentlich abgesagt werden. In dieser Situation schlug Projektpartner Daniel Autenrieth (Softwareentwickler und Medienpädagoge) der Projektleiterin Claudia Baumbusch vor, die Tagung mit Hilfe eines entsprechenden Tools (Tricat spaces) virtuell abzuhalten. Die stellvertretende Kulturamtsleiterin war von der Idee ebenso überzeugt wie der Vorstand des Landesverbandes. „In Zeiten wie diesen zeigt der digitale Wandel mit innovativen Online-Formaten seine großen Potenziale,“ zeigt sich auch Kulturbürgermeisterin Sibylle Schüssler begeistert.
Der eigentlichen Tagung ging ein online-Briefing voraus, bei dem Daniel Autenrieth die 24 Tagungsteilnehmer mit dem Tagungsportal und seinen Möglichkeiten vertraut machte. TriCAT spaces ist eine Avatar basierte interaktive 3D Lern- und Arbeitswelt. Diese virtuellen 3D Welten sind holistische Kopien einer physisch-realen Arbeitsumgebung mit maximalen medialen und sozialen Interaktionsmöglichkeiten. In Echtzeit wird über einen individuell konfigurierten Avatar (Spielfigur) mit den anderen Tagungsteilnehmern im selben räumlichen Szenario kommuniziert.
Die Teilnehmer der Einblicke-Tagung wählten sich also zunächst ihren Avatar aus, in die sie nach entsprechender „Kostümierung“ hineinschlüpfen und die gebuchte Tagungswelt erkunden konnten. Das virtuelle Tagungszentrum bestand aus einem Empfangsraum, einem Auditorium fürs Plenum und drei Gruppenarbeitsräume für Worldcafé und Workshops. Auch der Umgang mit den Equipments wie Präsentationswand und Whiteboard wurden im Briefing angeleitet.
Derart bestens vorbereitet „reisten“ die Tagungsteilnehmer am vorigen Montag von ihren heimischen oder Büroschreibtischen zur Tagung an. Um neun Uhr war Treffpunkt im Empfangsraum. Von hier ging es per Mausklick und WSAD-Steuerung in Auditorium. Dort erfolgte die Begrüßung durch die Vorsitzende des Landesverbands, Silke Höllmüller und das Pforzheimer Projektteam mit Claudia Baumbusch, Daniel Autenrieth und Eleni Engeser sowie ein Kurzfilm zur Einstimmung in das Projekt Reuchlin digital. Zum Auftakt wurden die Tagungsteilnehmer, darunter 15 VertreterInnen auswärtiger Museen, eingeladen, ihr Anliegen an diese Tagung auf einer Notiz am Whiteboard festzuhalten und diese im Rahmen einer kurzen Vorstellungsrunde zu präsentieren. Danach hatten die Teilnehmenden die Wahl, sich im Rahmen einer Art Worldcafé in zwei von drei Themenräumen, geleitet vom Projektteam, über Reuchlin digital zu informieren. Claudia Baumbusch referierte über den „Erfolgsfaktor Agiles Projektmanagement bei Reuchlin digital“, Daniel Autenrieth über „Handlungsorientierte Medienpädagogik im Verbund mit museumspädagogischen Ansätzen“ und Eleni Engeser über „Beispielhafte digitale Anwendungen im Projekt“. Im Anschluss an eine kurze Pause wurden in drei neu gebildeten Gruppen die Transferpotentiale von Reuchlin digital für Museen ausserhalb Pforzheims diskutiert. Jede Gruppe entwickelte ein konkretes Digitalprojekt als Modellskizze, das anschließend plenar im Auditorium vorgestellt wurde. Zwei Gruppen hatten sich intensiv mit dem Thema Escape- und Adventureroom befasst, so dass der spontane Vorschlag aufgegriffen wurde, das diesbezügliche Knowhow des Pforzheimer Teams zeitnah in ein Webinar des Landesverbands für Museumspädagogik einzubringen. Die Tagung war – trotz gelegentlicher Tonstörungen – ein voller Erfolg. Bei der abschließenden Umfrage, inwieweit die zuvor formulierten Anliegen bearbeitet wurden, erhielt sie die Traumnote 1,4. „In Krisenzeiten die Chancen neuer Kommunikationsforen aktiv zu nutzen, bringt das Projekt Reuchlin digital voran und schafft auch darüber hinaus kostbaren Mehrwert,“ resümiert Projektleiterin Claudia Baumbusch.