Reuchlin und der Humanismus
Anwalt für Menschenrechte und Toleranz
Johannes Reuchlin (1455-1522) lebte zur Zeit eines großen Epochenumbruchs, an der Wende vom Mittelalter zur frühen Neuzeit, als das Judentum in ganz Europa verfolgt wurde. Als Anwalt der Menschenrechte und Streiter für Meinungsfreiheit und Toleranz sind die Botschaften des gelehrten Juristen, hochbegabten Sprachgenies und überzeugten Humanisten bis heute gültig. „Erkundet das Fremde, zerstört es nicht!“ lautet eine seiner Kernthesen.
Reuchlin trat für die Bewahrung der jüdischen Schriften und Kultur ein. Der kurz zuvor erfundene Buchdruck sorgte für eine hohe Verbreitung seiner Schriften. Reuchlin war ein hervorragender Kenner der hebräischen Sprache und stritt für die Religionsfreiheit: Themen, die heute so aktuell sind wie vor über 500 Jahren. In einer zunehmend globalisierten Welt und der vielfältigen Einwohnerschaft Pforzheims, die aus 136 Nationen stammt und wo 80 Prozent der unter 18 jährigen einen Migrationshintergrund haben, ist die Frage nach dem Miteinander der Kulturen und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt zukunftsweisend.
Die Botschaften des Humanismus heute
Reuchlin und das Zeitalter von Renaissance und Humanismus ist vielen Schüler*innen fremd. Wie erlangen sie Zugang zu dieser Lebenswelt, die ein halbes Jahrtausend zurück liegt?
Mit neuen, unter museums- und medienpädagogischen Maßgaben erarbeiteten digitalen Formaten, setzt das Projekt Reuchlin digital vor allem auf die intensive Auseinandersetzung mit dem authentischen Ort des Museums, an dem sich nach Reuchlins Tod 1522 dessen Bibliothek befand. Sie wurde einige Jahrzehnte in der ehemaligen Sakristei an der Schloßkirche aufbewahrt und umfasste rund 350 Bände, handgeschriebene und gedruckte Bücher.